Corona und Consorten

Manch einer hatte schon das Gefühl, die Corona Krise ist bereits vorbei. Die glücklicherweise niedrigen Infektionszahlen scheinen zu signalisieren, dass das Schlimmste hinter uns liegt und es jetzt nur noch ein wenig Geduld und Disziplins bedarf, um bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes durchzuhalten, und dann ist der Spuk vorbei. „Zweite Welle“, „Grippesaison“ und nasskalter Herbst waren gefühlt mehr akademische Debatten, als reale Gefahren. Auch als skeptischer Mensch mahnte man sich selbst nicht pessimistisch zu werden, bisher kam ja auch alles weniger schlimm als erwartet.

Dennoch müssen wir uns weiter bewusst bleiben, dass das „weniger schlimm“ eben kein Zufall war, nicht die Folge einer Überschätzung der Gefahr, sondern im Gegenteil, der richtigen Einschätzung und der konsequenten und überwiegend richtigen und erfolgreichen Maßnahmen zur Eindämmung. Da erscheint es wie ein modernes „memento mori“ aus, China, das uns mitten in der langsam einkehrenden Entspannung erreicht.

Chinesische Virologen um Honglei Sun von der Pekinger Landwirtschaftsuniversität berichten im renomierten PNAS (https://www.pnas.org/content/early/2020/06/23/1921186117) von einer neuen Variante des H1N1 Schweinegrippevirus, der schon 2009 die Welt in Atem gehalten hatte. Eine neue Mutation unter dem Namen G4 hat nun abermals die Tier-Menschen-Grenzen überwunden und zeigte in Untersuchungen eine Reihe beunruhigender Eigenschaften.

Auch wenn es viel zu früh ist, eine weitere, parallele Pandemie zu befürchten, auszuschließen ist diese nicht. Und in Kombination mit der Grippesaison und einer, eben noch nicht beendeten, sondern nur flach verlaufenden Corona Welle stellt dies kein attraktives Szenario dar.

Viel ist gelungen und Europa kann stolz auf seine Corona Antwort sein. Geduld, Disziplin und, mehr denn je, gute Vorbereitung bleiben aber die Voraussetzung, um weiter mit dem blauen Auge davon zu kommen. Vorsicht ist immer noch die Mutter der Porzellankiste!

Posted by Holger Cordes

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